Was ist eigentlich vernetztes Denken?

In unserem (Berufs-)Alltag finden Einzelereignisse große Beachtung und werden oft zum Treiber der Entscheidungsfindung. Tatsächlich sind es aber die Systemstrukturen, die zu den Ereignissen führen. Daher bringen vermeintliche Reparaturen als Reaktion auf ein Ereignis häufig nicht den gewünschten Erfolg. Vielmehr gilt es, die Zusammenhänge zu verstehen, um am System arbeiten zu können.

Um zu verstehen, wie ein Systemiker seine Umwelt begreift, ist der Unterschied zwischen einem System und einer Sammlung zentral: Im Gegensatz zu einer Sammlung von Teilen bestehen zwischen allen Elementen eines Systems Beziehungen. Zudem hat ein System immer ein Ziel, z.B. ist es Ziel eines Fahrrads, Personen und Dinge von A nach B zu befördern. Das schafft nicht der Sattel oder ein Reifen alleine, nur das System Fahrrad als Ganzes. Bei technischen Systemen wie dem Fahrrad ist das Ziel fest, bei natürlichen Systemen wie einer Familie kann sich das Ziel dagegen ändern.

Systeme versuchen durch verstärkende Prozesse, den Zielzustand zu erreichen bzw. ihn durch ausgleichende Prozesse zu erhalten. Dies passiert jeweils durch Rückkopplungen zwischen den Systemelementen. Zum Beispiel ist der Zielzustand der Temperatur im System menschlicher Körper 37 °C. Weicht der aktuelle Zustand durch Fieber von diesem Ziel ab, versucht der Körper, das Ziel durch kühlendes Schwitzen wieder zu erreichen.

Der Systemdenker betrachtet Dinge aus unterschiedlichen Perspektiven und sieht, dass sich Systemelemente und Beziehungen mit der Zeit verändern. Er denkt über Wirkungen und ihre zeitliche Verzögerung nach und passt seine Handlungen entsprechend an. Die Sichtweise beein-flusst unsere Handlungen. Nur wer weiß, wie Ergebnisse zustande kommen, kann sagen, wie sich bessere Ergebnisse erreichen lassen.